Tagtäglich arbeiten Menschen in gefährlichen Situationen und mit gefährlichen Substanzen. Manchmal kommt es wegen einer kleinen Unachtsamkeit eines Mitarbeiters ungewollt zu einem kleinen Zwischenfall, in seltenen Fällen führt eine solche Unachtsamkeit gar zu einer grossen Katastrophe. Auch enormer Stress oder die latente Bedrohung durch Krieg und Zerstörung kann zur ernsthaften Bedrohung für das Leben von Menschen werden. In diesem Artikel haben wir die Top 10 der grössten durch Menschen verursachte Katastrophen zusammengefasst.
10. Tanganjika-Lachepidemie
Im Jahr 1962 kam es im heutigen Tansania zu einer plötzlich aufgetretenen Epidemie von Lachanfällen. Das als Massenhysterie klassifizierte Phänomen dauerte mehrere Monate an und betraf etwa 1000 meist junge Personen. Die Lachattacken dauerten von wenigen Minuten bis zu einigen Stunden und waren teils begleitet von Weinen und Schreien. In Einzelfällen kam es auch zu Gewaltausbrüchen. Todesfälle gab es keine. Die Ursache ist bis heute nicht vollständig geklärt. Blutuntersuchungen brachten keine Ergebnisse. Der Verdacht auf eine toxische Substanz in der Nahrung erwies sich als nicht zutreffend. Zudem fand die Ansteckung von einer Person auf die andere statt und ähnelte daher eher einer Virusinfektion.
9. Milzbrand-Unfall in Swerdlowsk
Wegen eines Fehlers beim Unterhalt des Luftfilters in einem Rüstungsbetrieb in Swerdlowsk, in dem biologische Waffen hergestellt wurden, konnten am 2. April 1979 Milzbrand-Sporen in die Umgebung gelangen. In der Folge wurden einige Arbeiter eines nahen gelegenen Keramikwerks krank. Fast alle Erkrankten starben innerhalb einer Woche. Insgesamt gab es rund 100 Todesopfer, die genaue Zahl ist bis heute unbekannt.
8. Arjenyattah-Epidemie
Im Jahr 1983 trat im Westjordanland eine als «Arjenyattah epidemic» bezeichnete Massenhysterie auf. Die Epidemie breitete sich über eine 17-jährige palästinensische Schülerin, die sich über Schwindel und Atemnot beklagte, über weitere Schüler bis auf das ganze Schulhaus aus. Als immer mehr Schüler sich über die gleichen Symptome beklagten, wurde die Schule geschlossen. Das örtliche Krankenhaus nahm am nächsten Tag 60 Schüler auf. Darauf folgten eine Zweite und einen Monat später eine Dritte Erkrankungswelle. Insgesamt waren 949 Personen von der Erkrankung betroffen. Die Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Bauchschmerzen und Ohnmacht konnten weder durch körperliche Anzeichen noch durch labordiagnostische Methoden bestätigt werden. Als Ursache der Epidemie wird eine dem Placebo-Effekt ähnliche psychische Störung vermutet.
7. Sulfanilamid-Katastrophe
In den USA ereignete sich im Jahr 1937 die Sulfanilamid-Katastrophe. In diesem Jahr starben über 100 Menschen, darunter viele Kinder, nachdem sie den leicht einzunehmenden und wohlschmeckenden Erkältungssaft Sulfanilamide eingenommen haben. Die Gesetzgebung in den USA sah zu diesem Zeitpunkt noch keine ausführlichen Medikamententests vor. Das sollte sich in der Folge der Sulfanilamid-Katastrophe ändern. 1938 erliess der Kongress den Federal Food, Drug and Cosmetic Act der eine Toxizitätsprüfung vor einer Vermarktung eines Arzneimittels vorsah.
6. Ponte das Barcas
Die Ponte das Barcas wurde 1806 eingeweiht. Sie war die erste permanente Schiffbrücke über den Douro in Porto. Die Brücke konnte mit Karren befahren werden. Um den Schiffsverkehr passieren zu lassen, konnte die Brücke in zwei Teile geöffnet werden. Während der Napoleonischen Kriege wurde die Brücke Schauplatz einer Katastrophe. Als eine grosse Zahl von Menschen vor den mit aufgepflanztem Bajonett anrückenden französischen Truppen über die Brücke flüchtete, brach die Brücke unter dem Gewicht der nachdrängenden Menschenmasse ein. Bis zu 4’000 Menschen fanden an diesem Tag in den Fluten des Douro den Tod.
5. Ölkatastrophe in Westsibirien
Die seit 1960 bis heute andauernde Ölkatastrophe in Westsibirien betrifft das mit Abstand grösste ölverseuchte Landgebiet und den mengenmässig grössten Ölunfall aller Zeiten. Jährlich gelangen durchschnittlich über 15 Tonnen Öl in die Umwelt. Dabei handelt es sich um zahlreichende Ölaustritte und Unfälle an maroden Pipelines und Förderanlagen, die noch immer im Betrieb sind. Das austretende ÖL hat das Land so schwer verseucht, dass sich die Weltbank gezwungen sah, die Region um die Stadt Nischnewartowsk zur «ökologischen Katastrophenzone» erklären.
4. Salang-Tunnel
Der 3878 Meter hoch gelegene Salangpass in Afhanistan verbindet die Hauptstadt Kabul mit den nördlichen Landesteilen. Im Jahr 1955 wurde der Pass durch den Bau des ganzjährig nutzbaren Salang-Tunnels in 3360 Meter Höhe für den Verkehr erschlossen. Der Tunnel ist 2.6 Kilometer lang und war bis 1973 der höchstgelegene Strassentunnel der Welt. Als ein Tanklaster im November 1982 mit einem Militärkonvoi zusammenstiess, kam es zu einer verheerenden Explosion, bei der zahlreiche Menschen ums Leben kommen. Sowjetische Quellen sprechen von 176 Toten. Am 8. Februar 2010 wurde der Salangpass wieder zum Schauplatz einer Tragödie, als eine Lawine die Strasse auf einer Länge von 3.5 Kilometern verschüttete. 166 Menschen konnten nur noch tot aus den Schneemassen geborgen werden.
3. Katastrophe von Bhopal
Am 3. Dezember 1984 traten in einer Pestizidfabrik im indischen Bhopal aufgrund menschlicher Fehler mehrere Tonnen giftiger Stoffe in die Atmosphäre. Gemäss Schätzungen sind zwischen 3’800 und 25’000 Menschen durch direkten Kontakt mit der hauptsächlich aus Methylisocyanat bestehenden Gaswolke gestorben. Dazu kommen bis zu 500’000 Verletzte, die mitunter bis heute unter den Folgen des Unfalls leiden. Genaue Zahlen sind nicht bekannt, da niemand genau weiss, wie viele Menschen tatsächlich in dem Elendsviertel lebten, das in nur einen Kilometer Radius um die Pestizidfabrik entstanden ist. Das Unglück von Bhopal war die bisher schlimmste Chemiekatastrophe und eine der grössten Umweltkatastrophen der Geschichte.
2. Smog-Katastrophe in London 1952
Im Jahr 1951 bekamen in London wegen der extremen Luftverschmutzung zehntausende Menschen Atemprobleme, an denen Tausende starben. Verursacht wurde der Smog unter anderem durch den schwefeldioxidhaltigen Rauch von den weit verbreiteten Kohle-Heizungen. Nach verschiedenen Berechnungen starben zwischen 4’000 und 12’000 Menschen an den Folgen des Smogs.
1. Nuklearkatastrophen
Die grössten durch den Menschen verursachten Katastrophen sind zweifelsfrei die zahlreichen Atomunfälle. Als Super-GAU gingen die verheerenden Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima in die Geschichte ein. Auch andere Orte wie Harrisburg, Sellafield, Majak, Tomsk-7 und Tokaimura werden immer im Zusammenhang mit Atomkatastrophen stehen. Auch in der Schweiz ereignete sich 1969 in der Ortschaft Lucens ein gravierender Zwischenfall: Der Reaktor explodierte, in der Folge kam es zur Kernschmelze. Hunderte Menschen sind bei den vergangenen Atomkatastrophen direkt gestorben, tausende leiden an den Folgen wie Krebserkrankungen, zehntausende sind vertriebene und können nicht mehr in ihre Heimat zurück, weil diese zu stark verstrahlt ist.